Wofür sind Fett und Fettsäuren gut?
Fett macht Katzen dick! Oder etwa doch nicht? ;-)
„Ich habe meine Katzen auf Barf umgestellt. Sie fressen auch gut, nehmen aber immer mehr ab“
„Meine Katze bekommt jetzt seit 1 Jahr Barf und jetzt sind die Nierenwerte erhöht, aber sie ist doch noch so jung“
„Ich achte bei der Fleischfütterung immer auf fettarmes Fleisch, damit meine Katzen nicht zunehmen. Ich ernähre mich ja auch fettarm“
„Ich setze die Futtermenge immer höher an, aber die Katze hat immer noch Hunger…“
Nur einige Beispiele täglicher Anfragen.. :-(
Warum ist das so?
In der Regel sagt man, dass die Fleischrationen mindestens 10-15% Fettanteil haben sollten, weil
- Katzen Ihre Energie zu einem großen Teil aus Fett beziehen
- wenn ausschließlich mageres Muskelfleisch (z.B. wird gerne verwendet: Putenbrust- oder Hühnerbrustfilet) gefüttert wird, müssen Carnivoren Ihre Energie aus Proteinen gewinnen. Diese liefern aber deutlich geringere Energie als Fett! Energie aus Proteinen ist deutlich schwieriger zu verstoffwechseln und die entstehenden Abfallstoffe wie z.B. Ammoniak müssen über die Nieren oder Leber abgebaut werden. Bei dauerhafter mageren Muskelfleischfütterung kann es aufgrund Überlastung zu Leber- oder Nierenerkrankungen kommen.
- tierisches Fett ebenfalls die essentielle Arachidonsäure liefert.
Somit ist eine ausreichende Fettversorgung für Carnivoren unbedingt notwendig. Wenn Ihre Katze ständig Hunger hat und/oder trotz einer Erhöhung der Gesamtfuttermenge ihr Gewicht reduziert, sollten Sie dringend den Fettgehalt der Futterration überprüfen.
Katzen haben [normalerweise ;-)] zwar eine recht hohe Toleranz, was den Fettanteil bei der Rohfütterung betrifft, aber auch hier sollte man diesen der Katze entsprechend anpassen.
Ein Zuviel an tierischem Fett kann zum einen zu einer Gewichtszunahme führen oder aber auch die Nährstoffversorgung (z.B. ungünstiges Fettsäuren-Verhältnis) durcheinander bringen.
Es gibt natürlich Katzen, die bisher immer fettarm gefüttert wurden und jetzt der Meinung sind, Fett im Fleisch ist ein Fall für den Tierschutz. :-O
Hier sollten Sie entweder die Telefonnummer vom nächsten Tierschutzverein bereithalten ;-) oder aber viel Geduld beweisen und in kleinen homöopathischen Mengen Fett einschleichen und in klitzekleinen Mengen erhöhen, damit sich Ihre Katze an den Geschmack gewöhnen kann.
Ferner kann es durch eine abrupte Erhöhung der Fettmenge im Futter zu Verdauungsproblemen oder sogar zu einem Bauchspeicheldrüsen-Problem führen, da der Organismus dies nicht gewohnt ist.
Bitte unbedingt beachten! Katzen mit Bauchspeicheldrüsenentzündungen sollten höchstens einen Fettanteil von 5 - maximal 8% im Futter erhalten, da die Bauchspeicheldrüse große Schwierigkeiten mit mehr Fett haben kann. Aber auch hier ist jede Katze individuell.
Bei einer ausschließlichen Fütterung von z.B. Kaninchen oder Pferd aufgrund einer Unverträglichkeit bzw. Allergie sollte man darauf achten, dass die Fettquelle selbstverständlich von derselben Tierart stammt.
Achten Sie bei der Fleischwahl auf Abwechslung und auch auf einen abwechslungsreichen Fettgehalt. Wie bereits erwähnt liegt der Fettbedarf einer Katze bei mindestens ca. 10 - 15% der Gesamtfuttermenge. Fettgehalte der jeweiligen Fleischsorten können Sie im Nährwertrechner ersehen.
Füttern Sie abwechslungsreich im Wechsel magere, mittelfette und fette Fleischsorten (z.B. mageres Kaninchen, dafür die nächste Mahlzeit fettes Lamm etc.), dann ist meist keine weitere Fettzugabe notwendig.
Wenn Ihre Katze gerade zu Anfang kein Fett akzeptiert, so können Sie das Fett langsam einschleichen. Alternativ können Sie auch Schweine- oder Gänseschmalz (ohne Grieben), beides z.B. im Supermarkt von der Firma Laru erhältlich, oder reines Rinderfett von der Firma cdVet (erhältlich bei www.lillysbar.de) versuchen.
Bitte beachten Sie: z.B. Hühner- oder Putenhaut haben ebenfalls einen hohen Fettgehalt.
Bitte berücksichtigen Sie: Tierisches Fett liefert Energie! Pflanzliches Fett ist ungeeignet!
Manchmal ist es recht schwierig den Fettgehalt zu schätzen. Damit Sie
den Unterschied erkennen können, finden Sie nachfolgend Beispiele:
Putenbrust mager
Rind Fettanteil ca.10%
Rind Fettanteil ca. 20%
Sie können alle Fleischsorten verwenden, z.B. Putenkeule mit Haut, Hähnchenbrust oder –Keule mit Haut, Lammkeule, Rindfleisch usw.
Lediglich bei Schweinefleisch sollten Sie beachten, dass dies aufgrund des Aujeszky-Virus nur gekocht verfüttert werden sollte.
Bitte berücksichtigen Sie, dass der Fettgehalt der einzelnen Fleischsorte nicht dem Gesamtgehalt der Tagesportion entspricht.
Ich versuche das nachfolgende Rechenbeispiel so einfach wie möglich zu halten ;-)
750g Muskelfleisch mit 10% Fettanteil
150g Herz mit 5% Fettanteil
5g Leber mit 3% Fettanteil
5g Magen mit 4% Fettanteil
=
Muskelfleisch: 750g x 10% = 75g Fett
Herz: 150g x 5% = 7,5g Fett
Leber: 50g x 3% = 1,5g Fett
Magen: 50g x 4% = 2g Fett
Wir haben also eine Gesamtmenge Fleisch von 1000g mit insgesamt 86g Fett.
Fettanteil gesamt: 8,6%
Wir möchten aber einen Fettanteil von mindestens ca. 12% erhalten.
1000g x 12% = 120g
86g Fett sind bereits im Fleisch enthalten. 120g sollten enthalten sein.
120g – 86g = 34g Fett müssen noch hinzugegeben werden.
Die Menge Fett die noch hinzugefügt wird, muss beim Muskelfleisch wieder abgezogen werden.
750g Muskelfleisch abzüglich 34g Fett = 716g Muskelfleisch.
Ihre Fleischmahlzeit sieht also folgendermaßen aus:
716g Muskelfleisch
34g Fett
150g Herz
50g Leber
50g Magen
= 1000g Gesamt-Fleischmenge
War doch gar nicht so schwer, oder? J
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Bis jetzt ging es um tierisches Fett, welches gesättigte Fettsäuren und Energie liefert.
Und dann gibt es da noch:
Die essentiellen Fettsäuren und ungesättigte Fettsäuren aus Ölen.
Diese Fettsäuren sind ebenfalls wichtig bei der Rohfütterung und haben einen Einfluss auf nachfolgende Körperfunktionen:
· Haut- und Fellstoffwechsel
· Hormoneller Stoffwechsel
· Immunsystem
· Entzündungsprozesse im Körper
· Herz- Kreislaufsystem
· Essentielle Fettsäuren sind wichtige Bestandteile der Zellmembranen im Körper und dienen der Gesunderhaltung der Zellen und somit des gesamten Stoffwechselgeschehens.
Ein Mangel an essentiellen Fettsäuren ist häufig zuerst an Haut- und Fell erkennbar.
Symptome bei einem Mangel an Fettsäuren:
· Trockenes, stumpfes Fell
· Schuppen
· Juckreiz
· Haarausfall (Alopezie)
· Blutungsneigung durch Mangel an Blutplättchen
· Wachstumsstörungen bei Jungtieren
· Verzögerte Wundheilung
· Ekzembildung etc.
Zuerst eine kleine Erklärung der einzelnen Fettsäuren:
Gesättigte Fettsäuren
Gesättigte Fettsäuren kommen überwiegend in Fetten tierischen Ursprungs vor, wie z.B.:
· Butter
· Hartkäse
· Sahne
· Schmalz
· Rindertalg
· Fleisch
· Kokosfett (pflanzlich)
· Palmkernfett (pflanzlich)
Viele Fette mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren haben eine feste Konsistenz und dürfen durch den hohen Schmelzpunkt auch erhitzt werden.
Nachfolgend finden Sie die wichtigsten gesättigten Fettsäuren:
· Palmitinsäure
· Laurinsäure
· Myristinsäure
· Stearinsäure
Einfach ungesättigte Fettsäuren
1-fach ungesättigte Fettsäuren sind Fettsäuren, die der Körper selbst bilden kann und somit nicht essentiell sind.
· Ölsäure: Wichtig für die Funktion und Elastizität der Zellwände.
· Palmitoleinsäure
· Erucasäure: Speiseöle und - fette sollten nicht mehr als 5% Erucasäure enthalten.
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren
Einige mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind essentiell und müssen somit über die Nahrung aufgenommen werden.
Sie lassen sich in 2 Gruppen unterscheiden:
1. Omega 3 – Fettsäuren:
- Alpha - Linolensäure (ALA)
- Stearidonsäure
- Eicosapentaensäure (EPA)
- Docosapentaensäure (DPA)
- Docosahexaensäure (DHA)
2. Omega 6 – Fettsäuren:
- Linolsäure
- Eicosadiensäure
- Eicosatriensäure
- Gamma-Linolensäure
- Dihomogammalinolensäure
- Arachidonsäure
Katzen können bestimmte Fettsäuren nicht selbst herstellen. Deshalb gehören z.B. die Linolsäure (Omega 6) und die α-Linolensäure (Omega 3) zu den essentiellen Fettsäuren. Diese sollten über die Nahrung aufgenommen werden.
Ähnlich verhält es sich mit der Arachidonsäure. Hunde sind in der Lage diese aus γ-Linolensäure als Vorstufe Di-homo-γ-Linolensäure selbst umzuwandeln.
Katzen können die γ-Linolensäure nicht umwandeln, da ihnen ein Enzym fehlt, welches jedoch für die Kettenverlängerung* notwendig wäre.
Jedoch können Katzen aus Di-homo-γ-Linolensäure, wie sie in Nachtkerzen- und Borretschöl (und sonst in KEINEM weiteren pflanzlichen Öl!!!!) enthalten ist, über den Einbau einer Doppelbindung Arachidonsäure bilden.
(*Kettenverlängerung: Linolsäure -> γ-Linolensäure -> Di-homo-γ-Linolensäure -> Arachidonsäure; der Pfeil steht für die Umwandlungsreihenfolge im Körper. Erhält die Katze z.B. Sonnenblumenöl fängt die Kette bei der Linolsäure an, geht noch weiter zur γ-Linolensäure und dann ist Schluss! Bei Nachtkerzenöl und Borretschöl fängt die Kette erst bei der Di-homo-γ-Linolensäure an).
Somit sind NUR Nachtkerzen- und Borretschöl als pflanzliche Öle für Ihre Katze geeignet.
Mit Nachtkerzen- oder Borretschöl erhalten Sie wichtige Omega-6-Fettsäuren und durch Lachs- oder Krillöl in erster Linie Omega-3-Fettsäuren.
Dorschlebertran enthält viel Vitamin A und einen kleinen Anteil an Vitamin D und Omega 3-Fettsäuren.
Für Katzen mit Epilepsie ist die Einnahme von Nachtkerzen- und Borretschöl nur bedingt geeignet. Die darin enthaltende Linolsäure kann verstärkt zu Anfällen führen. Bitte informieren Sie sich dazu z.B. bei Ihrem Tierarzt.
Bitte achten Sie beim Kauf von Ölen darauf, dass es sich um kaltgepresste Öle handelt. Hier wird gewährleistet, dass kaltgepresste Öle schonend hergestellt wurden und so die essentiellen Fettsäuren und Vitamine in den Ölen erhalten bleiben.
Das Verhältnis der Fettsäuren sollte ca. 4-5:1 (Omega 6 : Omega 3) betragen.
Kurz zusammengefasst:
· Tierisches Fett liefert Energie, Arachidonsäure und hauptsächlich gesättigte Fettsäuren.
· Kaltgepresste Öle liefern Omega-3-6-Fettsäuren, Vitamine und hauptsächlich ungesättigte Fettsäuren.
Bitte beachten Sie, dass Vitamin E als Antioxidant wirkt und sowohl Nahrungsfette als auch Körperlipide vor Peroxidbildung schützt. Katzen brauchen in ihrer Nahrung viel Fett und vor allem ungesättigte Fettsäuren, diese wiederum ziehen einen Mehrbedarf an Vitamin E nach sich.
Zusammen mit anderen Zusätzen sollte also auch Vitamin E hinzugefügt werden. Die Menge an sich würde rein theoretisch die Bedarfswerte überschreiten. Aber auch hier zieht man den Mehrbedarf aufgrund des Oxidationsprozesses in die Berechnung mit ein.
Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.